Benehmen kann man auch lernen


Altstadt. Benimmtrainerinnen geben Schülern der Klasse 9b in der Gertrud-Bäumer-Realschule wertvolle Ratschläge.

Was sie gelernt haben.

 

Wie wird der Chef beim Bewerbungsgespräch wohl Tattoos wahrnehmen, wie die rot lackierten Schuhe, die dick aufgetragene Schminke oder das bunt flippige T-Shirt? Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b an der Gertrud-Bäumer-Realschule hatten gestern außergewöhnliche Unterrichtsstunden. Zwei Benimmtrainerinnen der Malteser wiesen Schülern in drei Stunden den Weg in die Welt von Achtung, Höflichkeit und des äußeren Erscheinungsbildes.

 

Klassenlehrerin hatte die Idee

Klassenlehrerin Annette Meußen hatte die Idee, am Methodentag der Schule auch das Thema Benehmen einzubinden. Dinge, für die häufig keine Zeit in der Schule bliebe. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 müssen sich allmählich vorbereiten auf die Arbeitswelt, die sie nach Abschluss der zehnten Klasse erwartet. Bei Praktika der Schüler war der Pädagogin aufgefallen, dass im Verhalten hier und da Nachholbedarf besteht. Sei es, dass man die Begrüßung vergisst oder beim Gespräch mit dem Vorgesetzten die Hände in die Taschen gräbt: für Firmenchefs eine Todsünde, die beim Bewerbungsgespräch schon vorzeitig das Aus bedeuten könnte.

 

Motto: „Dein perfekter Auftritt“

Annette Meußen stieß auf das Angebot der Malteser, die neben karitativen Engagements, Jugendarbeit und Hilfseinsätzen auch den Benimmkurs anboten. So gestalteten gestern die „Trainerinnen“ Christel Wolf und Gabriele von Koch unter dem Motto „Dein perfekter Auftritt“ drei Benimmstunden. Christel Wolf war bis zu ihrer Pensionierung Lehrerin, Gabriele Koch arbeitete im Außendienst. Die 14- und 15-jährigen Schüler bekamen im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf den Benimmunterricht. Denn gewöhnlich schließt sich an vier Tagen mit jeweils zwei Stunden Unterricht ein gemeinsames Essen an. Denn auch am gedeckten Tisch sind Manieren der Gäste gefragt. Doch blieb der appetitmachende Abschluss für die Schüler nur Theorie.

 

Knigge ist vielen unbekannt

Freiherr Adolph Knigge, der Vater für den menschlichen Umgang miteinander, war den Jugendlichen zwar nicht bekannt. Doch die Begriffe Rücksicht, Achtung und Respekt zählten auch für sie zu den Tugenden, die heute gepflegt werden sollten. Die Schüler zeigten durch ihre aktive Mitarbeit, wie interessiert sie waren. Vor allem Bewerbungen und Vorstellungsgespräche sind für Neuntklässler Themen, mit denen sie in naher Zukunft konfrontiert werden. So machte Christel Wolf deutlich, wie sehr der erste Eindruck beim Vorstellungsgespräch eine mögliche Einstellung beeinflussen kann. Höflichkeit, eine deutliche Sprache, aber auch ordentliche Kleidung werden von Arbeitgebern erwartet. „Mimik, Gestik und Körpersprache“, weiß Christel Wolf, „sind entscheidend für den ersten Eindruck.“

 

In Rollenspielen probten die Jugendlichen Gespräche mit dem Chef. „Tattoos im Gesicht wie auch Piercings oder dick aufgetragene Schminke sind als Türöffner kaum geeignet“, sagt Christel Wolf. Und das Kaugummi gehört beim ersten Chefkontakt in die Tasche und nicht in den Mund.

 

>> Projekt für die komplette Jahrgangsstufe

Christel Wolf und Gabriele Koch arbeiten seit sechs respektive seit fünf Jahren, ehrenamtlich für die Malteser. Regelmäßig vermitteln sie im Projekt „Dein perfekter Auftritt“ allgemeine Umgangsformen, Begrüßung, Vorstellungsgespräch und Tischkultur. Sie finden in der Diözese Essen seit 2011 statt. An der Gertrud-Bäumer-Realschule ist geplant, das Projekt für die komplette vierzügige Jahrgangsstufe 9 als Vorbereitung auf den Eintritt ins Berufsleben zu erweitern.

 

(Quelle: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/benehmen-kann-man-auch-lernen-id213602683.html#)